Wildtierschutz-Projekt: Wildtier-Rettungsstation
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In Italien geniessen die mehr als 600’000 lizenzierten Jäger hohes gesellschaftliches Ansehen und die Jagd – ob legal oder illegal praktiziert – macht dort noch Männer. So haben auch illegal agierende Jäger und Vogelwilderer selten oder kaum Strafen seitens der Polizeibehörden zu befürchten.
Noch immer sind an der Strasse von Messina die Bergregionen linksseitig (Sizilien) und rechtsseitig (Kalabrien) der Meerenge gelegen, jedes Jahr für die auf dem Vogelzug durchziehenden bis zu 40’000 Greifvögel kein gefahrloses Fluggebiet. Hier an dieser nur 3 bis 8 km breiten Meerenge zwischen dem italienischen Festland und der Insel Sizilien vereinen sich die beiden Vogelzugrouten, die entlang der westlichen und der östlichen Küste Italiens und der Nord- und Ostküste Siziliens verlaufen.
Die Strasse von Messina: links im Bildvordergrund Sizilien, rechts Kalabrien (Festland Italien) © MWRC
Insbesondere Weiss- und Schwarzstörche und alle Arten Greifvögel nutzen die Thermik an den Berghängen beiderseits der Strasse von Messina, um Flughöhe für die Überquerung der Meerenge und für den Weiterflug zu gewinnen.
Solange dort aber die althergebrachte Mär lebendig bleibt, dass ein junger Mann seine Männlichkeit mit dem Abschuss eines Adlers unter Beweis stellen muss, solange wird es dort Greifvogelwilderei geben. Schlimmer ist, dass die Jagdwilderer so gut wie keine Greifvogel-Artenkenntnis haben, und so werden dort leider auch heute noch alle Arten Greifvögel wie Fischadler, Schreiadler, Mäusebussard, Wespenbussard, Rohrweihe, Kornweihe, Wanderfalke, Schwarz- und Rotmilan und auch Schwarz- und Weissstörche abgeschossen und oftmals schwer verletzt im unwegsamen Gelände liegengelassen.
Wespenbussarde vor den Peloritanischen Bergen (Sizilien) auf dem Vogelzug an der Strasse von Messina © MWRC
Wespenbussard mit Schussverletzung © A. Scuderi
Durch Schuss verletzter Wespenbussard © MWRC
Von Vogelwilderern auf dem Rückflug nach Mitteleuropa abgeschossener Fischadler © MWRC
Wildereropfer: abgeschossener Mäusebussard © MWRC
Die landschaftlich eindrucksvollen und mit mediterranen Wäldern bewachsenen Bergregionen auf beiden Seiten der Strasse von Messina bieten Vogelwilderern nicht nur gut versteckte Greifvogel-Abschussplätze, sondern auch lukrative Singvogel-Fangregionen, in denen zigtausende mittel- und nordeuropäische Zugvögel wie Stieglitze, Bluthänflinge, Zeisige, Bergfinken und Kernbeisser noch immer illegal gefangen und auf verbotenen Vogelmärkten profitabel verkauft werden.
Blick von den Berghängen Siziliens auf die Meerenge Strasse von Messina © I. Adami
Auf Sizilien werden – vorsichtig geschätzt – bis zu 60’000 illegal gefangene Stieglitze in winzigen Käfigen gehalten. Viele dieser wunderbaren Sänger sterben schon auf dem tierquälerischen Transport und überleben auch die Vogelhaltung in den viel zu engen Käfig-Gefängnissen nicht sehr lange. Dem Stieglitz, einem Dauersänger, der auch im Flug noch singt, wird zum Verhängnis, dass er ohne Anzeichen von Unwohlsein singt bis er stirbt.
Aus Gesprächen mit sizilianischen Vogelwilderern wissen wir: Die Preise auf illegalen Vogelmärkten für einen lebenden Stieglitz schwanken je nach Angebot, Vogelfarbe, Gesangsqualität und Überlebenszeit nach dem Vogelfang von 10.00 – 150.00 Euro. In den winzigen Käfigen von nur 25-30 cm Länge und 15-20 cm Breite gibt es meist nur eine einzige Sitzstange, auf der die eigentlich so quirligen Finken 24 Stunden am Tag sitzen müssen!
Auf Vogelzug gefangene, eingesperrte und zum Verkauf präsentierte Stieglitze © SPA
Mit einer Metalldrahtschlinge um die Vogelbrust nebst Karabinerhaken und an einem Drahtfaden werden Stieglitze auf Sizilien in Privatgärten als sangesfreudige Lockvögel für den illegalen Stieglitzfang mit Netzen und Volieren missbraucht.
Stieglitz-Lockvogel mit Drahtschlinge im Brustbereich © MWRC
Von Carabinieri einglieferter Lock-Girlitz wird von Drahtfessel befreit © MWRC
Die durchschnittliche Lebensdauer der so gehaltenen Singvögel beträgt max. 2 bis 3 Jahre. In ihrem natürlichen Lebensraum werden Stieglitze dagegen bis zu 6 Jahre alt. Auch die anhaltende illegale Stieglitz-Nachfrage von Vogelhändlern aus Malta treibt die Singvogelpreise in die Höhe. Da ist den sizilianischen Wilderern kein illegaler Vogelfang-Aufwand zu gross, um dieser farbenprächtigen Stieglitze habhaft zu werden. Kein Preis ist den Stieglitz-Liebhabern zu hoch, die geselligen Sänger nach ihrem kurzen Leben in qualvoll enger Gefangenschaft durch illegal gefangene Wildvögel zu ersetzen.
Die privat organisierte und inzwischen wieder umfassend einsatzfähige Wildtier-Rettungsstation MWRC (Messina Wildlife Rescue Centre) in der Bergregion der Peloritanischen Berge, nordwestlich des Vulkans Ätna, ist für Greif-, Wasser- und Singvögel, die auf ihrem Vogelzug über die bergigen Küstenregionen der Strasse von Messina durch Vogelwilderer und illegal agierende Vogeljäger verletzt werden, verunglücken oder von Carabinieri aus illegaler Vogelhaltung befreit werden, die einzig verbliebene fachlich hochqualifizierte Wildvogel-Rettungsstation.
Diese Rettungsstation, in der tierliebende Menschen, mehrheitlich couragierte Frauen, unter schwierigen gesellschaftlichen Umständen Bemerkenswertes für den praktischen Vogelschutz leisten, führt an Naturschutz desinteressierten Politikern in Sizilien tagtäglich die bestehenden Missstände im Vogelschutz vor Augen und straft deren Behauptung von einer nicht mehr existierenden Vogelwilderei Lügen.
Ohne die hinwendungsvolle Rettungsarbeit der MWRC wäre dem Aufleben der Vogelwilderei, der illegalen Vogeljagd und dem erneuten Aufblühen der illegalen Singvogelhaltung an einem der wichtigsten Hotspots des Greifvogelzugs in Südeuropa wieder Tür und Tor geöffnet.
Die in Sizilien als gemeinnützig anerkannte und privat organisierte und geführte Wildtier-Rettungsstation MWRC bangt seit vielen Jahren um ihre Existenz. Seit Jahren verweigert die Regionalpolitik der Metropolstadt Messina der Wildtier-Rettungsstation die Auszahlung von zugesagten Fördermitteln. Und das, obwohl Forstpolizei und Carabinieri weiter verletzt aufgefundene oder aus illegaler Vogelhaltung konfiszierte Wildvögel in dieser einzigen Rettungsstation abliefern.
Carabinieri bringen konfiszierte Stieglitze in die Messina Wildtier-Rettungsstation © MWRC
Von Carabinieri konfiszierte illegal gefangene und in Transportkisten gepferchte Stieglitze © MWRC
Trotzdem haben die Tierschützerinnen um Anna und Deborah die Rettungsstation aus eigener Kraft und mit ihren knappen, aber schwindenden privaten Finanzmitteln bis Oktober 2017 am Leben gehalten und damit Tausenden durch Abschuss und Wilderei verletzten Zugvögeln, aber auch Säugetieren wie Igel, Stachelschwein und Fledermäusen und sizilianischen Schildkröten das Leben gerettet.
Abgeschossener Wespenbussard mit Droh-Nachricht © MWRC
Über Kalabrien abgeschossener Zwergadler © MWRC
Seit November 2018 unterstützt unsere Stiftung in Basel die Schwesterstiftung in Bielefeld (Deutschland) und gemeinsam finanzieren wir die operative Arbeit, die laufenden Kosten und die Unterhaltung und Modernisierung der Rettungsstations-Infrastruktur vollumfänglich.
Die Modernisierung der 2 grossen Greifvogel-Freiflug-Volieren haben wir in Angriff genommen, damit die Greifvögel während ihrer Gesundung in den Volieren nicht von Besuchern, Streunerhunden und -katzen gestört werden und die Reinigung der Volieren zeitsparender und wirkungsvoller durchgeführt werden kann.
Mäuse- und Wespenbussard-Pfleglinge in der Messina Wildtier-Rettungsstation © SPA
Gesund gepflegter Wespenbussard in der Rettungsstation-Freiflughalle © MWRC
Die jährlichen Unterhaltungskosten der MWRC-Rettungsstation für das Abholen und Einsammeln der gemeldeten Wildtieropfer (meist Greifvögel), artgerechtes Futter, tierärztliche und tiermedizinische Versorgung, Hygieneprodukte, Strom und Wasser betragen umgerechnet bis zu 47’500 Franken, die wir aus jährlich eingeworbenen Spendenmitteln gemeinsam mit unserer Schwesterstiftung bereitstellen.
Daten, Fakten und Ergebnisse der MWRC-Arbeit finden Sie hier.
Freilassung von Turmfalken, Stieglitzen und Erlenzeisigen © MWRC
Bitte helfen Sie uns mit Ihrer engagierten Projekt-Spende, damit wir die couragierten und fast ausschliesslich ehrenamtlich arbeitenden Vogelschützerinnen bei ihrer Wildtier- und Zugvogel-Rettungsarbeit mitten im Wilderergebiet an der Strasse von Messina nicht auch noch im Stich lassen müssen.
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